Um Schiffen den Zugang zum Hamburger Hafen und zu den weiteren Häfen an der Unterelbe entsprechend den planfestgestellten Fahrwassertiefen zu sichern, werden jedes Jahr mehrere Millionen Kubikmeter Sediment gebaggert, im Fluss umgelagert oder an Land behandelt. Zentrale Fragen sind: Wie kann das Sedimentmanagement in der Tideelbe zukunftsfest weiterentwickelt werden? Welche Möglichkeiten gibt es, das System nachhaltig zu entlasten?
Die aktuelle Unterhaltungspraxis in der Tideelbe
Dr. Ingo Entelmann (WSV) und Dr. Henrich Röper (HPA) stellten am 11. Februar 2014 auf der Hauptsitzung des Forums vor, welche Maßnahmen zur optimierten Unterhaltung der Tideelbe seit 2008 umgesetzt worden sind. Die Präsentation finden Sie hier.
Evaluation des SSMK
Das aktuelle Strombau- und Sedimentmanagementkonzept Tideelbe (SSMK) ist 2011 von internationalen Experten evaluiert worden. Dr. Bastian Schuchardt (BioConsult) stellte die zentralen Ergebnisse daraus am 11. Februar 2014 im Hauptforum vor. Die Präsentation finden Sie hier.
Fachforum „Sedimentmanagement“
Das Fachforum Sedimentmanagement soll zur Beantwortung der Frage beitragen, wie der Umgang mit Sedimenten nachhaltig gestaltet werden kann, um den gesamten Sedimenthaushalt in der Tideelbe zu entlasten. Dazu werden verschiedene Verbringoptionen innerhalb des Sedimentmanagements erörtert und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile diskutiert.
Auf der ersten Sitzung am 26. Mai 2014 erläuterten Frau Claudia Flecken (Hamburg Port Authority) und Herr Karsten Thode (Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes) die wesentlichen Stellschrauben des Sedimentmanagements und stellten drei grundlegende Optionen zur Entlastung des Systems vor:
- Landverbringung und -behandlung
- Umlagerung in der Tideelbe
- Verbringung in der Nordsee
Die Präsentation von Frau Flecken und Herrn Thode finden Sie hier.
Anschließend sammelten die Mitglieder des Fachforums ihre Fragen und Kriterien, die bei einer Diskussion der Optionen in den nächsten Sitzungen des Fachforums behandelt werden sollten. Die Teilnehmenden nahmen hierbei insbesondere Bezug zu möglichen Auswirkungen auf das Ökosystem, dessen Nutzung durch den Menschen sowie Fragen der gesellschaftlichen Akzeptanz.
Die zweite Sitzung am 25. Juni 2014 fokussierte das Thema Landbehandlung und -entsorgung. Aufbauend auf den Ergebnissen des ersten Fachforums hat die Hamburg Port Authority in zwei Vorträgen die aktuelle Landbehandlung und Entsorgung von Baggergut in Hamburg (Link zum Vortrag) sowie alternative Möglichkeiten zum Umgang mit Baggergut an Land (Link zum Vortrag) vorgestellt. Die Vorträge dienten als Grundlage für die Diskussion und Bewertung der einzelnen Maßnahmen.
Zum Thema „Praktizierte Landbehandlung und Entsorgung von Baggergut“ wurden die folgenden Maßnahmen diskutiert:
- Behandlung in der METHA (Mechanische Trennung von Hafensedimenten)
- Behandlung in Entwässerungsfelder
- Beseitigung in Deponien
- Verwertung im Dichtungsbau
- Nutzung von Sand aus Unterhaltungsmaßnahmen für bauliche Zwecke
Hinsichtlich potenziell ergänzender Entsorgungsmöglichkeiten von Baggergut aus der Tideelbe wurden die folgenden Maßnahmen diskutiert:
- Verwertung im Deichbau
- Verwertung in Form technischer Produkte
- Unterbringung in Kavernen
- Verbringung in den „Slufter“ Rotterdam, Niederlande
- Neubau eines subaquatischen Depots, Deutschland
- Schadstoffrückhalt Geesthacht mit anschließender Deponierung
Die dritte Sitzung am 7. Oktober 2014 diente dazu, eine ökologische Ist-Analyse des Elbästuars und eine Bewertung der aktuellen Unterhaltungsstrategie vorzunehmen, über die Eckpfeiler für die zukünftige Unterhaltungsstrategie zu diskutieren und die Verbringoptionen in der (Tide-)Elbe von oberhalb Geesthacht bis zur ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) in der Nordsee vorzustellen.
Als Diskussionsgrundlage für die Diskussion über eine zukunftsfähige Unterhaltungsstrategie wurden die folgenden Eckpfeiler vorgestellt:
- Die Umlagerung im System wird – unter Beachtung der gegebenen wasser- und naturschutzrechlichen Rahmenbedingungen – als sinnvoll und notwendig betrachtet.
- Wesentliches Ziel der Bewirtschaftung ist eine Ausgeglichenheit des Feinsedimenthaushalts im inneren Ästuar.
- Eine Reduzierung der Schadstoffbelastung ist weiterhin erforderlich.
- Die Natur gibt den Takt vor: Die Unterhaltung muss flexibel auf wechselnde Bedingungen reagieren können.
- Die Unterhaltungsstrategie muss beständig überprüft, bewertet und angepasst werden – im Rahmen eines verlässlichen Monitorings.
- Es wird keine optimale Lösung für alle geben, aber einen Kompromiss im Sinne der Tideelbe.
Die ökologische Ist-Analyse der aktuellen Unterhaltungsstrategie, vorgestellt durch Herrn Dr. Fiedler von der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG), bezieht sich auf die vier Baggerbereiche und Unterbringungsstellen in der Tideelbe und fokussiert wesentliche entscheidungsrelevante Aspekte (i. Trübungsverhältnisse, ii. Sedimentqualität (Schadstoffe, Ökotoxikologie), iii. Sauerstoffhaushalt, iv. Fische). Aus der Analyse resultieren aus Sicht der BfG die folgenden Unterhaltungsprämissen für zukünftige Strategien:
- Reduktion Baggermengen
- Vermeidung von Kreislaufbaggerungen
- Minimierung des Eintreibens von umgelagertem Material in die Fahrrinne
- Kein Baggergut/Feinmaterial stromauf MaxTrüb verbringen
- Baggergut möglichst nicht mehrfach „anfassen“,
- Gebaggerte Sedimente sollten möglichst nicht dem System entnommen werden
- Ziel ist ein ausgeglichener (Fein-)Sedimenthaushalt
- Die Schadstoffsituation (binnen) wird sich nicht verschlechtern (IKSE)
Im letzten Teil der Sitzung wurden die zusätzlich denkbare Verbringoption Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) sowie die Einrichtung eines Schadstoffrückhalts und eine Umlagerung oberhalb von Geesthacht vorgestellt und diskutiert. Diese Optionen wurden hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Realisierbarkeit vom Forum kritisch betrachtet, sollen im Abschlussbericht dokumentiert, aber nicht mehr ausführlicher in der weiteren Diskussion vertieft werden. Auf der kommenden Sitzung beschäftigt sich das Fachforum Sedimentmanagement eingehender mit Verbringoptionen zwischen Hamburg und der Deutschen Bucht (Tonne E3).
Auf der vierten Sitzung am 31. Oktober 2014 wurden verschiedene Unterbringungsoptionen im Bereich von Tideelbe und Deutscher Bucht diskutiert:
- Unterbringungsbereich stromauf Maximum Trübungszone (am Beispiel Neßsand)
- Unterbringungsbereich Maximum Trübungszone (am Beispiel St. Margarethen)
- Unterbringungsbereich stromab Maximum Trübungszone (am Beispiel Neuer Luechtergrund)
- Nordsee – Schlickfallgebiet (am Beispiel Tonne E3)
Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) sowie die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) beschrieben in ihren Analysen, wie sich ein beispielhaft angenommener zusätzlicher Austrag von 1 Mio. m³ Feinsedimente auf Ökologie und Morphologie in den jeweiligen Unterbringungsbereichen auswirken würde. Die BfG betrachtete dabei die Schadstoffe, den Sauerstoffgehalt, das Makrozoobenthos und die Fischökologie. Die BAW stellte anhand visuell animierter Simulationen dar, welche charakteristischen Verdriftungen sich bei der Unterbringung von einer exemplarischen Menge von 5.000 m³ Sedimenteintrag durch einen Hopperbagger ergeben. Fragen der Teilnehmer bezogen sich unter anderem auf den langfristigen Verbleib der Sedimente, die Auswahl der Unterbringungsbereiche und die bestehenden Hintergrundbelastungen.
Auf der fünften Sitzung des Fachforums Sedimentmanagement am 28. November 2014 wurde die Bewertung der auf der 4. Sitzung diskutierten wasserseitigen Unterbringungsoptionen, von der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) bis zum Bereich oberhalb Hamburgs (Oberstrom), fortgeführt. Die Teilnehmenden kommentierten die Optionen anhand der zu Beginn des Dialogs definierten Kriterien:
- Morphologie (Beitrag zur Stabilisierung des Sedimenthaushalts))
- Ökologie/Schadstoffe)
- Realisierbarkeit (technisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich, rechtlich))
- Auswirkungen auf die Elbnutzung (Tideelbe als Wirtschafts-, Erholungs- und Lebensraum))
Zudem wurden auf der Sitzung einzelne Fragen der Teilnehmer zu den Unterbringungsbereichen des Sedimentmanagements und zur Strategie des zusätzlichen Austrags erörtert. Der Stand der Diskussion wird nun in Steckbriefen sowie ersten Grundlagen für den Ergebnisbericht zusammengefasst und den Teilnehmenden zur Kommentierung vorgelegt.
Die sechste Sitzung am 27. Februar 2015 war zugleich die Abschlusssitzung des Fachforums Sedimentmanagement. Sie diente dazu, die Ergebnisse des Fachforums aus Sicht der Moderation zusammenzufassen und erste Empfehlungen zu diskutieren. Auf Bitte von Schleswig-Holstein fand zudem noch eine ergänzende Betrachtung von Verbringmöglichkeiten in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) statt. Darüber hinaus wurde die quellnahe Schadstoffsanierung im Elbe-Einzugsgebiet durch das Projekt ELSA präsentiert.
- Im ersten Teil der Sitzung stellte Herr Dr. Schwarz (BSU) den Teilnehmenden das ELSA-Projekt zur Schadstoffsanierung vor und erläuterte Ziele und mögliche Maßnahmen zur Reduktion der Schadstoffe. Dazu nannte er folgende Handlungsempfehlungen:
- Reduzierung / Sanierung von Punktquellen und Altlasten
- Beseitigung von mobilisierbaren Altsedimentdepots
- Feinsedimentmanagement im Gewässer in Verbindung mit der Optimierung von Unterhaltungsstrategien für unterschiedliche Nutzungen
- Reduzierung des schadstoffbelasteten Feinsedimenteintrages aus weiteren Quellen
- Nutzung und Management von Schadstoffsenken
- Daran anschließend wurden Bereiche in der AWZ vorgestellt, die sich für die Verbringung von Sedimenten grundsätzlich eignen könnten. Hierzu hat die Moderation den Kontakt zur Bundesanstalt für Seeschifffahrt und Hydrologie (BSH) aufgenommen, die jedoch aufgrund des zu kurzen Vorlaufs keinen Vertreter zu der Sitzung entsenden konnte. Daher wurde der Raumordnungsplan zur AWZ von der Moderation gezeigt und die Rückmeldungen von BSH und HPA vorgestellt, welche Kenntnisse zu Sedimenteigenschaften und Morphologie über verschiedene Bereiche der AWZ vorliegen.
- Zum Abschluss des Fachforums stellt Herr Spieker den aktuellen Diskussionsstand aus Sicht der Moderation sowie Formulierungsvorschläge für Handlungsempfehlungen vor. Schwerpunkt der Präsentation sind die getroffenen Bewertungen der Teilnehmer zu den Handlungsoptionen zur Schadstoffsanierung, zur Landverbringung von Sedimenten sowie zur Optimierung des Sedimentmanagements (Umlagerung). Die Darstellung berücksichtigt dabei jeweils die Sicht der Unterhaltung, des Umwelt- und Naturschutzes, der Fischerei sowie von Tourismus und Freizeitschifffahrt.