Strombauliche Maßnahmen, also aktive Veränderungen der Gewässermorphologie, können dazu beitragen, den Sedimenthaushalt der Tideelbe nachhaltig zu stabilisieren und zu entlasten. Zudem können Sie einen Nutzen für andere Belange wie Ökologie und Hochwasserschutz haben. Die dabei zentralen Fragestellungen sind Bestandteil des Fachforums Strombau: Welche Maßnahmen bieten sich grundsätzlich entlang der Unterelbe an? Welchen belegbaren Nutzen haben sie und welche Kosten entstehen durch sie? Welche möglichen Zielkonflikte und Synergien können sich aus den Maßnahmen ergeben und auf welchem Wege kann ein politisch und gesellschaftlich akzeptiertes Strombaumanagement erreicht werden?
Auf der ersten Sitzung am 12. September 2014 führte Herr Manfred Meine (Hamburg Port Authority) kurz in das Thema Strombau an der Tideelbe und den aktuellen Stand des Wissens ein (siehe auch Vortrag 4. Hauptforum). Der britische Ästuarexperte und Hafenmanager Roger Morris (Bright Angel Coastal Consultants Ltd), der auf langjährige Erfahrung bei der Naturschutzverwaltung „Natural England“ zurückblicken kann und der bereits an der Evaluierung des Strombau- und Sedimentmanagementkonzeptes für die Tideelbe beteiligt war, berichtete über Erfahrungen mit Strombaumaßnahmen in Großbritannien und stellte das Konzept der in Großbritannien seit Ende der 90er Jahre weit verbreiteten Ästuarpartnerschaften vor. Die deutsche und englische Fassung der Präsentation sowie ein Papier zum Vortrag von Herrn Morris finden Sie im Download-Bereich.
Im Anschluss an die Vorträge diskutierten die Teilnehmer/innen des Fachforums in zwei Arbeitsgruppen die aus ihrer Sicht wichtigen Punkte zu den folgenden Fragestellungen:
- Welche Ziele sollte ein Strombaumanagement für die Tideelbe verfolgen?
- Welche Zielkonflikte und Synergien sehen Sie?
- Wie sieht aus Ihrer Sicht eine geeignete Vorgehensweise aus, zu einem politisch und gesellschaftlich akzeptierten Strombaumanagement zu kommen?
Die Ergebnisse sind Grundlage für die nächste Sitzung des Fachforums am 24. Oktober 2014 und werden dort vertiefend behandelt.
In der zweiten Sitzung am 24. Oktober 2014 stellten Herr Dr. Eichweber (WSV) und Herr Meine (HPA) die folgenden Typen von Strombaumaßnahmen vor:
- Uferrenaturierungen
- Stromlenkende Maßnahmen
- Sedimentfänge und Sedimentationsräume
- Aktivierung von Nebenelben
- Schaffung von Flutraum
Die Referenten erläuterten anhand ausgewählter Beispiele, wie diese Maßnahmentypen in konkreten strombaulichen Kontexten umgesetzt werden könnten. In einem weiteren Vortrag stellte Herr Netz (BSU) den integrierten Bewirtschaftungsplan Elbästuar (IBP) vor, der gemeinsam von den Ländern Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein sowie von der HPA und der WSV erstellt wurde. In diesem Rahmen wurde diskutiert, welche Erkenntnisse sich aus dem IBP für die Entwicklung von Strombaukonzepten an der Tideelbe ableiten lassen. In der kommenden Sitzung des Fachforums Strombau sollen die bislang bestehenden Konzeptvorschläge für Maßnahmen entlang der Tideelbe hinsichtlich ihrer möglichen Wirkungspotenziale dargestellt werden. Im Anschluss wird ein gemeinsamer Blick auf die Tideelbe in Form einer Planungswerkstatt gerichtet, um die bisher angedachten Maßnahmen gemeinsam zu kommentieren und aus den unterschiedlichen Blickwinkeln des Forums zu bewerten.
In der dritten Sitzung des Fachforums Strombau am 21. November 2014 erläuterten Herr Meine von der HPA und Herr Dr. Eichweber von der WSV die möglichen Effekte strombaulicher Maßnahmen hinsichtlich des Tidehubs, der Strömungsgeschwindigkeiten und des Sedimenttransports. Sie stellten weiterhin dar, in welcher Weise daraus Rückschlüsse auf Sedimentationsprozesse und Baggermengen gezogen werden können. Zur Kommentierung der Maßnahmen durch die Teilnehmenden dienten Steckbriefe, die neben einer Beschreibung der Maßnahmen und hydrologischen Wirkpotenzialen auch Aussagen zum Grad der ökologischen Betroffenheit und zum gesellschaftlichen Konfliktpotenzial enthalten. In der kommenden Sitzung soll neben einer Zusammenfassung und Aufbereitung der Diskussionsergebnisse für das Hauptforum auch besprochen werden, in welcher Weise die Diskussion über strombauliche Maßnahmen über das Dialogforum Tideelbe hinaus im Sinne einer Ästuarpartnerschaft langfristig fortgeführt werden kann.
Hauptgegenstand der vierten und abschließenden Sitzung des Fachforums Strombau am 19. Februar 2015 war die Verabschiedung von Empfehlungen. Diese sollen dem Hauptforum vorgelegt werden und in den Ergebnisbericht einfließen. Zu Beginn der Sitzung erläuterte Herbert Nix vom Förderkreis „Rettet die Elbe“ e.V. wesentliche Punkte, die es aus Sicht des Vereins bei der Umsetzung von Strombaumaßnahmen an der Tideelbe zu bedenken gilt. Anschließend präsentierten Manfred Meine (HPA) und Dr. Günther Eichweber (WSV) eine Gesamtschau der Wirkung der vom Fachforum identifizierten Maßnahmen im Strombau. Bevor das Fachforum gemeinsame Empfehlungen an das Hauptforum verabschiedete, fasste die Moderation die bisherige Diskussion im Fachforum noch einmal prägnant zusammen.
Zum Abschluss der Sitzung beschäftigte sich das Fachforum mit der Frage, wie ein Anschlussprozess aussehen kann, im Rahmen dessen Strombaumaßnahmen priorisiert und weiter konkretisiert werden sollen. Anhand von europäischen Beispielen stellte Frau Dr. Kirsten Wolfstein (HPA) Modelle vor, wie eine geeignete Kooperationsstruktur aussehen könnte. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass eine Ästuarpartnerschaft an der Tideelbe entwickelt werden sollte.